Was bedeutet es, wenn im kooperativen Religionsunterrichts das Ziel ausgerufen wird, die konfessionelle Vielfalt als einen Schatz wahrzunehmen, den es zu heben gilt? Wie verändert ein konfessionell-kooperativer Ansatz die Didaktik eines Religionsunterrichts, der Gemeinsamkeiten stärken und Unterschieden gerecht werden soll – statt den Fokus auf Abgrenzung und Rechthaberei zu richten? Welche Kompetenzen brauchen Studierende der evangelischen und katholischen Religionslehre für diese Form des konfessionellen Religionsunterrichts, der ihnen durch eine starke Ausbreitung und positive Evaluation in der schulischen Praxis begegnen wird?

Diesen Fragen widmete sich in diesem Wintersemester das Lehr-Lern-Forschungslabor Religion, das erstmals in Kooperation zwischen der Evangelisch- und der Katholisch-Theologischen Fakultät durchgeführt wurde. In konfessionell-gemischten Lerngruppen konnten 26 Studierende intensiv mit theologischen, didaktischen und pädagogischen Grundfragen ringen, um anschließend gemeinsam geeignetes Unterrichtsmaterial für eine 5. Jahrgangsstufe zu konzipieren. Im persönlichen Austausch wurde deutlich, dass so manches Vorurteil abgebaut und der Perspektivenwechsel zum gemeinsamen Anliegen werden kann. Dies führte nach dem Blick in die beiden Lehrpläne zur Identifizierung und Ausgestaltung von fünf verschiedenen Themenfeldern, die bei einem digitalen Projekttag mit knapp 60 evangelischen, katholischen und orthodoxen Schüler*innen der Kooperationsschule „Theresianum Mainz“ praktisch ausprobiert werden konnten.
Bei der Durchführung und einer ersten, anschließenden Analyse dieses videographierten Homeschooling-Unterrichts wurde sowohl für die Studierenden als auch für die konfessionell-gemischte Seminarleitung in besonderer Weise sichtbar, dass fundiert ausgestaltetes Lernmaterial zu ethischen, liturgischen oder dogmatischen Fragestellungen Gemeinsamkeiten stärken und Unterschieden gerecht werden kann.
Stimmen von Studierenden aus dem LLF finden Sie hier.