Lehr-Lern-Forschungslabor (LLF)

Im Rahmen der am Seminar für Religionspädagogik neugeschaffenen Projektstelle der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ (Reformprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung) fand im Wintersemester 19/20 das erste „Lehr-Lern-Forschungslabor“ mit den Lehramtsstudierenden der Kath. Religionslehre (M.Ed.) statt. „Originale Begegnung am Mainzer Dom gestalten“ – unter dieser Überschrift gestalteten die Studierenden, unter der Leitung von Johannes Kerbeck, für eine 5. Klasse der Kooperationsschule „Theresianum Mainz“ innovatives Unterrichtsmaterial.

Mit der Zielsetzung, vertiefte religiöse Lernprozesse bei den Schüler*innen während der Originalen Begegnung mit den verschiedenen Dimensionen der Mainzer Kathedrale zu erreichen, erarbeiteten die Studierenden kognitiv aktivierende Aufgabenstellungen für die Erforschung dieses außerschulischen Lernortes, wie auch für die anschließende Vertiefungsstunde in den Seminarräumen der Theologischen Fakultäten. Dabei nutzten die jungen Domforscher*innen analoge und digitale Materialien, die schließlich zur Präsentation und Diskussion der Forschungsergebnisse führten.

Die durchgeführte Videographie in der Vertiefungsstunde, wie auch die Mikrophon-Aufnahmen während der Originalen Begegnung im Mainzer Dom ermöglichten dem fachdidaktischen Seminar anschließend die intensive gemeinsame Analyse. Es wurde bei dieser Premiere deutlich: Der zielgerichtete Projektcharakter des LLF-Konzeptes sorgt für eine hohe Motivation bei den Lehramtsstudierenden, die im anschließenden Semester ihren eigenen, videographierten Unterrichtsversuch in den Bildungswissenschaften vertieft analysieren und reflektieren können.

Die angehenden Religionslehrer*innen konnten bei der Vorbereitung, Durchführung und der Reflexion in besonderem Maße die Erfahrung der praktischen Relevanz religionspädagogischer Theorien für die Unterrichtsgestaltung machen.

Dies bestätigte sich auch unter den Umständen des digitalen Sommersemesters 2020, in dem die Studierenden zum Thema „Ökologisches Lernen im Religionsunterricht“ innovatives Unterrichtsmaterial für den Religionsunterricht im Homeschooling gestalteten. Im Bewusstsein, dass aktuell insbesondere die jüngere Generation auf die Dringlichkeit ökologischer Fragen in der Gesellschaft hinweist, sollten insbesondere ökologische Alltagsfragen bei der Entwicklung passender Lerngelegenheiten im Fokus stehen.

Ein abschließender, im Rahmen des Homeschoolings durchgeführter Projekttag mündete schließlich in digitalen Podiumsdiskussionen, in denen, zusammen mit den moderierenden Studierenden, aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert wurde: „Fliegen oder nicht fliegen? – Ist das noch mit unserem ökologischen Gewissen und unserer Schöpfungsverantwortung vereinbar?!“ Die durchgeführte Videographie dieser intensiven Debatten ermöglichte dem fachdidaktischen Seminar wiederum anschließend die gemeinsame Analyse.

Im anschließenden Wintersemester fand erstmals eine Kooperation mit der Evangelisch-Theologischen-Fakultät statt. Zum Thema „Religionsunterricht konfessionell-kooperativ“ konnten 26 Studierende intensiv mit theologischen, didaktischen und pädagogischen Grundfragen ringen, um anschließend gemeinsam geeignetes Unterrichtsmaterial für eine 5. Jahrgangsstufe zu konzipieren. Im persönlichen Austausch wurde deutlich, dass so manches Vorurteil abgebaut und der Perspektivenwechsel zum gemeinsamen Anliegen werden kann. Dies führte nach dem Blick in die beiden Lehrpläne zur Identifizierung und Ausgestaltung von fünf verschiedenen Themenfeldern, die bei einem digitalen Projekttag mit knapp 60 evangelischen, katholischen und orthodoxen Schüler*innen der Kooperationsschule „Theresianum Mainz“ praktisch ausprobiert werden konnten. Bei der Durchführung und einer ersten Analyse dieses videographierten Homeschooling-Unterrichts wurde sowohl für die die Studierenden als auch für die konfessionell-gemischte Seminarleitung in besonderer Weise sichtbar, dass fundiert ausgestaltetes Lernmaterial zu ethischen, liturgischen oder dogmatischen Fragestellungen Gemeinsamkeiten stärken und Unterschieden gerecht werden kann.

Eine weitere Form der Originalen Begegnung wurde im Sommersemester 2021 durch eine Kooperation mit der Studierenden-Initiative "Public Climate School" ermöglicht, mit dem gemeinsamen Ziel Klima- und Umweltbildung vertieft in die Schulen zu bringen. Zur Frage "Welchen Beitrag können Religionen zu einer klimagerechten Welt leisten?" konzipierten die Lehramtsstudierenden religionsdidaktisches Unterrichtsmaterial für einen Oberstufen-Projekttag rund um eine interaktive, interreligiöse Podiumsdiskussion mit Expertinnen aus dem Buddhismus, Judentum, Christentum und Islam. Bundesweit nahmen interessierte Lehrkräfte mit ihren Kursen gerne die Möglichkeit an, über eine zentrale Plattform Zugang zum Stream und dem rahmenden, innovativ gestalteten Unterrichtsmaterial zu bekommen. Die Jugendlichen konnten bei der interreligiösen Podiumsdiskussion erleben, wie stark es sich bei der Beantwortung der Ausgangsfrage um ein gemeinsames Anliegen mit gemeinsamen Argumenten handelt, das auf einem gemeinsamen Weg gegangen werden kann!

 

Ansprechpartner:
Johannes Kerbeck